Werten und Verwerten. Ökonomische Grundlagen für ein »Recht auf Stadt«
Impulsvorträge, Best Practice, Diskussion
08.10.2012 19:00 Az W - Architekturzentrum Wien | 7., MQ, Museumsplatz 1 | U2/U3 Museumsquartier

Immobilienentwicklung, die in erster Linie der Gewinnmaximierung dient, stellt die Städte zunehmend vor eine Vielzahl an Problemen. Wie aber kann eine städtische Entwicklung initiiert werden, die sich nicht alleine nach Profit, sondern nach realen Bedürfnissen der BewohnerInnen, sozialen und kulturellen Kriterien richtet?


Ökonomische Grundlagen für ein Recht auf Stadt

„Die bauliche Entwicklung in großen und weltwirtschaftlich bedeutsamen Städten ist zunehmend von der Entwicklung auf den globalen Finanzmärkten abhängig. Mit der Liberalisierung nationaler Finanzsysteme und der zunehmenden Integration von Finanzmärkten hat die Vermarktlichung von Immobilien einen deutlichen Schub erhalten. Immobilien sind schon immer eine Ware gewesen, aber sie hatten durch ihre räumliche Unverrückbarkeit die Eigenheit, dass ihrem Handel Grenzen gesetzt waren. (…) Die räumlichen Grenzen der Spekulation sind nun gesprengt worden und damit einhergehend hat die Volatilität* in der baulichen Entwicklung zugenommen.“ (Susanne Heeg)

Immobilien, die zunehmend nur mehr als Ware, Investitionsmöglichkeit und Geldvermehrungsmaschine betrachtet werden, abgekoppelt von realen (Markt-)Bedürfnissen und ihren ursprünglichen Funktionen, stellen ein immer schwerwiegenderes Problem für die Entwicklung der Städte dar. Die als „Betongold“ apostrophierten Investments zeigen in vielen Städten bereits weitreichende Folgen für ihre BewohnerInnen – steigende Mietpreisentwicklungen, Investorenarchitekturen oder die Privatisierung öffentlicher Räume sind nur einige der Auswirkungen, welche die Verschiebung der Gestaltungshoheit von den Kommunen zu privaten Developern in Zeiten leerer Stadtkassen markieren. Immer mehr Initiativen fordern daher einen anderen Umgang mit der knappen Ressource Raum. Wie aber kann eine städtische Entwicklung initiiert werden, die sich nicht alleine nach Profit, sondern nach realen Bedürfnissen der BewohnerInnen, sozialen und kulturellen Kriterien richtet? Welche alternativen Modelle auf eigeninitiativer und kommunaler Basis gibt es für eine soziale Wohn- und Bodenpolitik jenseits marktwirtschaftlicher Verwertung? Welche ökonomischen Grundlagen braucht es, um ein „Recht auf Stadt“ für alle zu ermöglichen?

Impulsvorträge / Best-Practice-Präsentationen / Diskussion mit

Leonie Baumann, Künstlerin und Rektorin der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Mit-Initiatorin der zivilgesellschaftlichen Berliner Initiative »Stadt neu denken«
Daniela Brahm, Künstlerin und Gesellschafterin der ExRotaprint GmbH in Berlin-Wedding, einem alternativen, gemeinnützigen Immobilienprojekt und Standort heterogener Nutzung aus Arbeit, Kunst und Sozialem.
Susanne Heeg, Prof. für Geographische Stadtforschung am Inst. für Humangeographie Frankfurt.
Fritz Oettl, Architekt, pos architekten, Wien, Schwerpunkt auf Projektentwicklung, Baugruppen, nachhaltige Architektur; Aktivist für ein Mietshäuser Syndikat Österreich.
Klaus Wolfinger, Jurist und Konsulent für Projektentwicklung und Bauträgerwesen. Vizepräsident des Öst. Verbandes der Immobilientreuhänder, Delegierter der UEPC (Europ. Bauträgerverband)

Begrüßung: Dietmar Steiner, Direktor Az W
Moderation: Christoph Laimer, dérive

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Az W – Architekturzentrum Wien.

* Volatilität bezeichnet einen Schwankungsbereich während eines bestimmten Zeitraums, von Wertpapierkursen, von Rohstoffpreisen, von Zinssätzen oder auch von Investmentfonds-Anteilen.