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Stadt selber machen

Die Top-Down-Verwaltung und Planung der funktionalistischen, fordistischen Stadt in der Nachkriegszeit sah sich spätestens in den 1960er-Jahren einer Kritik ausgesetzt, die als Beginn einer Bewegung bezeichnet werden kann. Als Meilenstein für den Beginn von Aufbegehren und Einmischung in städtische Planungsfragen gilt dabei Jane Jacobs einflussreiches Werk The Death and Life of Great American Cities.

Aktivitäten gegen Kahlschlagsanierungen, Stadtautobahnen und der Kampf um selbstverwaltete Räume prägten in den folgenden Jahren Initiativen, die sich für mehr Gestaltungsfreiheit und Mitspracherecht in der Stadtplanung und ihrem persönlichen urbanen Lebensraum einsetzten. Die Stadtverwaltungen reagierten darauf mit der Ermöglichung neuer Formen von BürgerInnenbeteiligung und Mitsprache. Dezentrale Institutionen wurden etabliert, die sowohl als Anlaufstellen für BürgerInnen dienen sollten, als auch die Aufgabe hatten, sozial-räumliche Problemlagen zu identifizieren. Die problematischen Aspekte dieser Art der BürgerInnenbeteiligungen wurden aber bald offensichtlich: Partizipation diente bei vielen Projekten nur als Feigenblatt zur Beruhigung; BürgerInnenbeteiligung sprach meist nur ein ganz bestimmtes Spektrum an StadtbewohnerInnen an und ermöglichte nur wenigen eine tatsächliche Teilnahme.

Viele Schlagworte begleiten seither die demokratiepolitische Debatte, die von der einfachen Forderung nach mehr Information über städtische Projekte bis zur Infragestellung der Legitimität offizieller städtischer Maßnahmen, der Ablehnung der herrschenden Wirtschaftsordnung und dem Bestehen auf ein „Recht auf Stadt“ reichen. Der urbane Raum, seit jeher Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen und Schieflagen, ist in den Mittelpunkt einer gesellschaftlichen Debatte gerückt, die in weiten Teilen der städtischen Gesellschaft stattfindet. Gerade in den letzten Jahren hat die Auseinandersetzung um städtische Räume einen deutlichen Aufschwung erfahren und neue Bündnisse, Konzepte und Widerstandsformen entstehen lassen. Zu Ende gedacht mündet die Forderung nach einem „Recht auf Stadt“, die Suche nach Möglichkeiten breiter Mitsprache und Selbstbestimmung von unten unweigerlich in der Frage nach neuen Formen des demokratischen Miteinanders.

ur3anize! 2012 – Stadt selber machen

Das Festival

Unter dem Festivalmotto »Stadt selber machen« beleuchtet urbanize! Internationales Festival für urbane Erkundungen vom 5. bis 14. Oktober 2012 die enorme Bandbreite der Forderungen nach Mit- und Selbstbestimmung im urbanen Lebensraum, diskutiert Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Stadt(-planungs)politik, holt vorhandenes (und vielleicht vergessenes) Wissen ins Rampenlicht und erforscht neue Möglichkeiten städtischer Beteiligungs- und Aneignungsformen. Entlang der drei Fragestellungen „Was war? – Was ist? – Was tun?“ soll ein Panorama urbaner Teilhabe entworfen werden – quer durch Zeit und Raum, in vielfältigen Formaten und Disziplinen.

Das Festival widmet sich dem Städtischen in theoretischer und praktischer Auseinandersetzung quer durch die Disziplinen von Wissenschaft bis Kunst und in vielfältigen Formaten: Vorträge, Podiums- und Publikums-Diskussionen, Spotlight-Speeches und Speaker’s Corner-Termine, Führungen, Spaziergangsforschung und dérives, Workshops, Interventionen im öffentlichen Raum, Performances, Film, Literatur und Musik – die Vielfalt der Blickwinkel und Formate soll einen Wissensfluss generieren, der möglichst frei zwischen den Fach-ExpertInnen und den Festival-BesucherInnen – als ExpertInnen ihres urbanen Lebensraumes – oszilliert. Gemeinsam mit zahlreichen (inter-)nationalen AkteurInnen und KooperationspartnerInnen sowie den BesucherInnen will sich das Festival „schlau machen“ und Handlungsoptionen auf dem Weg zu einer aktiven Stadtgesellschaft erkunden.

Urbanisieren Sie sich mit uns!
Die dérives